Spannende Gespräche in der IHK-Niederlassung Sonneberg

MSt
Wahlkreisbüro

Die Einladung des Niederlassungsleiters Sonneberg der IHK Südthüringen, Martin Kretschmann, zu gemeinsamen Gesprächen, nahm der Landtagsabgeordnete Knut Korschewsky (DIE LINKE.) Mitte September im Rahmen seiner Wahlkreistage dankend an. Zugegen war auch der stellvertretende Vorsitzende des Regionalausschusses Sonneberg und Geschäftsführer der metalution GmbH in Neuhaus-Schierschnitz, Markus Bogoczek.

Nach kurzer persönlicher Vorstellung kam es schnell zu einem fachlichen Gedankenaustausch. Das erste Thema war der Fachkräftemangel. Bogoczek verwies diesbezüglich auf die Kampagne der IHK „Macht Eure Kinder stark. Ausbildung in Thüringen.“, welche seit 2018 Eltern anspricht und von den Vorteilen der dualen Ausbildung überzeugt. Ziel dieser Kampagne ist es, die Vorteile der betrieblichen Ausbildung gegenüber anderen Bildungswegen und die Weiterentwicklungsmöglichkeiten nach der Ausbildung in den Fokus zu rücken. Die gemeinsame Kampagne der drei Thüringer Industrie- und Handelskammern zur Stärkung der dualen Ausbildung soll Eltern die Vorteile aufzeigen, dass eine Ausbildung in einem Thüringer Unternehmen ihren Kindern den besten Start in ihre Zukunft ermöglicht. Die Elternkampagne soll auch das Ansehen der dualen Berufsausbildung in Unternehmen der Region stärken. Den Südthüringer Mitgliedsunternehmen wurde hierzu ein kostenfreies Co-Marketingpaket angeboten. „Gleichzeitig geht es auch um die Aufklärung der Unternehmerschaft, die Vorteile und Möglichkeiten für ein duales Studium aufzuzeigen“, so Bogoczek.

Da natürlich Kinder und Jugendliche bereits während ihrer Schulzeit fit für die spätere Arbeitswelt gemacht werden sollen, bedarf es laut Bogoczek auch im Bildungswesen einige Änderungen. So dürfe man nicht am handwerklichen Unterricht sparen. Einerseits sollten Schulleiter mehr Möglichkeiten erhalten, über entsprechend benötigte Fächerkombinationen und Stellen den Bedarf direkt beim Schulamt anzumelden. Andererseits müsse, aufgrund des Wegfalls des polytechnischen Unterrichts, die Kooperation von Schulen mit Firmen erweitert und verbessert werden, damit sich die Schüler handwerklich profilieren können. Bogoczek betonte: „Die Schülerfirmen und entsprechende Kooperationen in Schalkau sowie die Jugend-Unternehmenswerkstatt in Föritztal sind bereits gelungene Beispiele. Ebenfalls muss es die Berufsbildungsmessen so schnell wie möglich wieder geben, damit sich die Jugendlichen orientieren können.“

Die Berufsschulnetzplanung war ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt in dieser Runde. „Eine einseitige Stärkung der Berufsschulstandorte entlang der Perlenkette der A4 wäre eine weitere Schwächung des ländlichen Raumes“, warnte der Niederlassungsleiter Kretschmann. Bogoczek verwies seinerseits auf die tolle Industrie im ländlichen Raum des Landkreises Sonneberg. Für zukünftige Fachkräfte bedarf es deshalb aus seiner Sicht einer standortnahen Berufsschulausbildung. Dies sei schon durch die schlechte Verkehrsanbindung zu anderen Berufsschulstandorten nötig. Sowohl Kretschmann als auch Korschewsky stimmten diesen Ausführungen zu.

Korschewsky, der schon länger in Verbindung mit dem Leiter der Berufsschule Sonneberg (SBBS) und dem zuständigen Ministerium steht, versprach alles Mögliche zu tun, damit der Berufsschulstandort Sonneberg nicht geschwächt wird. „Die entsprechenden Lehrkräfte sind vorhanden. Soweit die Unternehmen genug Lehrlinge finden, damit die Klassenstärken erreicht werden, sind wir in einer guten Ausgangslage. Allerdings hätte ich mir ein gemeinsames Agieren der Südthüringer Landräte gegenüber dem Ministerium gewünscht. Ein Auseinanderdividieren ist für den gesamten Südthüringer Raum nicht vorteilhaft“, gab Korschewsky zu bedenken.

Als letztes Thema wurde die Aufstellung der Südthüringer Wirtschaft diskutiert. Kretschmann erläuterte: „Dank der Corona-Soforthilfeprogramme, der großzügigen Kurzarbeiterregelung, der Wiedereinstiegshilfen und der KfW-Soforthilfekredite ist die Wirtschaft bisher gut durch die Krise gekommen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation nach Auslaufen der staatlichen Hilfsmaßnahmen entwickelt.“ Auch sei die Thematik der angespannten Materialverfügbarkeit nicht zu vernachlässigen. Einige Unternehmen verzeichnen bereits seit 2018 ein negatives Wachstum. Bogoczek ergänzt: „Durch den kleinteiligen Wirtschaftsraum ist natürlich auch weniger Eigenkapital vorhanden, um diese Delle zu überwinden. Besonders betroffen sind dabei der Metall- und Spritzgussbereich sowie der Formen-und Werkzeugbau. Es bleibt abzuwarten, ob es hier ganz ohne Insolvenzen weitergeht. Die Wirtschaft ist durch die Thematik Verbrennungsmotoren, Digitalisierung und den damit verbundenen Auswirkungen aufgrund des Wegfalls einfacher Arbeitsplätze im Umbruch. An dieser Stelle sind Unternehmen und Politik gefordert, diesen Menschen eine Perspektive zu geben“, appelliert Bogoczek eindringlich.

„Die Kleinteiligkeit unseres Wirtschaftsraumes sind Fluch und Segen zugleich. Die Unternehmen sind oft nur Blaupausenlieferanten bzw. eine verlängerte Werkbank. Da wird um jeden Cent gepokert. Firmen mit eigenen Produkten stehen naturgemäß unter geringerem Wettbewerbsdruck, was sich auch beim Lohn bemerkbar macht. Kleine Unternehmen können sich aber selbst meist keine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung leisten. Deshalb sind wirtschaftsnahe Forschungseinrichtungen von besonderer Bedeutung, wie beispielsweise das neue Wasserstoffforschungsinstitut HySON in Sonneberg“, so Kretschmann.

Auch Korschewsky ist der Überzeugung, dass in die Forschungsstandorte mehr investiert werden sollte und dafür die Politik Rahmenbedingungen mit Förderprogrammen schaffen muss. Kretschmann gab hierbei auch zu bedenken, dass sich kleine Unternehmen kaum eine eigene Fördermittelabteilung leisten können. Die IHK steht den Mittelständlern zwar jederzeit beratend zur Seite, aber am Ende muss die Beantragung von jedem Unternehmer selbst erfolgen. Hier gilt es, den administrativen Aufwand im Interesse der Unternehmerschaft auf ein Minimum zu reduzieren.

Korschewsky bedankte sich abschließend für den guten Gedankenaustausch und versprach wichtige Impulse und Anregungen in seine Landtagsarbeit einfließen zu lassen.