Die Lunte legt Herr Tanzmeier und die Junge Union

Thomas Heine

Herr Tanzmeier, Stadt- und Kreisrat, zudem Vorsitzender des Kreisverbandes der Jungen Union täte gut daran, sich an Fakten zu halten und den Versuch zu unterlassen, sich mit Pulverfass-Metaphern als Retter des Wolkenrasener und Sonneberger Gemeinwohls zu gerieren.
Kommentar zum Beitrag "Für die JU 'ein Pulverfass im Wolkenrasen'“ im Freien Wort vom 10.11.2015

Objekte für die Erstunterbringung von Flüchtlingen sucht das Thüringer Liegenschaftsmanagement als zuständiger Landesbetrieb und das Landesverwaltungsamt im Auftrag der Rot-Rot-Grünen Landesregierung seit deren Amtsantritt vor nicht einmal einem Jahr. Genau diesen Bemühungen ist es zu verdanken, dass es in Thüringen eben keine Zeltstädte als Erstaufnahmestellen gibt und die Unterbringung der Flüchtlinge in derzeit zehn Erstaufnahmeeinrichtungen (Eisenberg, Suhl, Ohrdruf, Gotha, Bad Lobenstein, Mühlhausen, Hermsdorf, Erfurt und zwei Einrichtungen in Gera) sicher gestellt ist.

Erinnert sei Herr Tanzmeier auch daran, dass die alte Landesregierung im Dezember 2014 genau zwei Erstaufnahmestellen auf der Habenseite zu verbuchen hatte. Dies i.Ü. auch nur, wenn man darüber hinwegsieht, dass Suhl damals formal keine eigenständige Erstaufnahmestelle war.

Es ist schlicht reiner Populismus davon zu faseln, die Landesregierung würde – Zitat: „Mitte November damit beginnen, nach winterfesten Quartieren zu suchen“. Diesen Populismus könnte man einem ehrgeizigen Oppositionspolitiker mit Ambition vielleicht noch durchgehen lassen, zu leicht ist diese Behauptung zu widerlegen.

Was man ihm nicht durchgehen lassen darf ist das Schüren von Ressentiments gegenüber Flüchtlingen. Eingebettet in das Lob an all diejenigen, die sich seit Wochen und Monaten in der Flüchtlingshilfe engagieren und das Verständnis gegenüber denen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen und Hilfe benötigen, warnt Herr Tanzmeier davor, dass – Zitat: „… inmitten eines dicht besiedelten Wohngebiets eine Massenunterkunft mit mehr als 700 Menschen eingerichtet werden soll“.
Woher Herr Tanzmeier diese Zahlen hat bleibt sein Geheimnis und ungeachtet der Tatsache, dass weder entschieden ist ob es eine Erstaufnahmestelle an dieser Stelle geben wird, geschweige denn wann im Falle des Falles mit der Unterbringung dort begonnen werden könnte, wird einfach mal verkündet, dass der Standort einem Pulverfass gleichkäme – der gefährlichen Nähe zu Sonnebergs größtem Wohngebiet, zum Förderzentrum und der Grundschule wegen.

Was genau daran gefährlich ist, sagt Herr Tanzmeier natürlich nicht. So kann man nur mutmaßen, ob ihn und die JU die Angst um die Flüchtlinge umtreibt, dass denen etwa der geballte Bürgerzorn der Wolkenrasener entgegenschlagen würde oder ob die Angst um die Wolkenraserer – die Großen und erst recht die Kleinen – die Feder führte, die sich aus einer solchen Einrichtung mithin den dort untergebrachten Flüchtlingen ergäbe. Weil all dies unausgesprochen bleibt, bleibt er auch die Fakten schuldig, die die eine wie die andere untermauern würde und genau deshalb ist nichts anderes, als das Schüren von Ressentiments – frei nach dem Motto: „Ein Pulverfass im Wolkenrasen und die Lunte haben wir gleich mitgebracht“.

Es gibt schon zu viele Tanzmeiers heutzutage, die sich auf Kosten derer die Hilfe benötigen zu profilieren versuchen. Statt denen, die Flüchtlinge nicht vom Vorgarten aus sehen wollen die Ängste zu nehmen und Empathie zu wecken, werden diese in ihren Vorurteile und Ängste befeuert, wieder besseren Wissens uns aus puren Populismus. Das hat mit verantwortungsvoller Politik – erst recht Kommunalpolitik - nichts zu tun.

Bleibt zu hoffen, dass Herrn Tanzmeier die Bürde der Verantwortung nach den nächsten Wahlen erspart bleibt - trotz der dann vielleicht 1001 Plakte am Straßenrand!