Auf den Spuren des Spielzeugs

zu Besuch in der Stadtführerstube in der oberen Stadt sowie im Familienzentrum "Villa Amalie"

Sonneberg und seine Spielzeuggeschichte – da ist für die Stadt auch aktuell noch viel mehr möglich. Dieses Fazit brachte der jüngste Wahlkreistag von Knut Korschewsky, der den Landtagsabgeordneten dieses Mal in die Stadtführerstube in der oberen Stadt sowie das Familienzentrum „Villa Amalie“  in der Kirchstraße führte.

„Im Grunde genommen wurde dieses Projekt aus einer Privatinitiative entwickelt. Selbst wenn es mitunter so wirken mag, etwa auf Grund der Stadtführungen: ich bin nicht bei der Stadt Sonneberg angestellt“, resümierte Roland Wozniak auf die Frage, wie sein Wirken als stadtführender Spielmann oder aber die Stadtführerstube in der Breiten Straße 10 selbst am Laufen gehalten werden.

„Wir, also meine Frau und ich, sind als Freiberufler tätig. Etwa als Zauberer aus dem Spielzeugland, mit dem mobilen Museum oder aber dem Kaspertheater“, verriet der Mann mit dem Bart seinen interessierten Gästen. Zudem bringen sie als Spielmann und Lieferfrau Besucher der Region wie auch Einheimische immer wieder auf historische Pfade. Über 80 Führungen durch Sonneberg veranstalten Wozniak+Wozniak jährlich. Im Angebot hat das Duo dafür diverse Schwerpunkte. Besonders beliebt sind die nächtlichen Erlebnisführungen, die sich dem zauberhaften Sonneberg, Sandmanns Spur oder aber der sagenhaften Spielzeugstadt widmen. 

Das neueste Projekt des engagierten Ehepaares findet sich in der oberen Stadt. „Wir haben im Mai 2013 begonnen, die Zimmer einzurichten. Zum Tag des offenen Denkmals am 8. September haben wir die Stadtführerstube eröffnet, eine Kombination aus Heimatstube zum Anfassen und Veranstaltungsort.“  Im ehemaligen Gasthaus „Zur Hall“, das in den 1990er Jahren von der Wohnungsbau GmbH denkmalgerecht saniert wurde, gibt es u.a. eine Heimarbeiterküche und Omas gute Stube, die den Besucher in eine ganz besondere Atmosphäre entführen. Diese bildet  den Rahmen für die „sanften Erlebnisführungen am Nachmittag“. „Diese leichte Alternative richtet sich hauptsächlich an Senioren oder Personen, die sich die großen nächtlichen Touren nicht zutrauen. An der Kaffeetafel in Omas guter Stube gibt es dann Geschichten aus der Spielzeugstadt. Im Anschluss geht es auf einen bequemen Spaziergang zu ebener Erde durch die alten Straßen und Gassen zwischen Altem Rathaus und Steinersgasse“, erklärte der Stadtführer. Regelmäßg werden die Räumlichkeiten für Lesungen, Vorträge oder Kleinkunst genutzt. „Auch für das neue Jahr haben wir schon konkrete Veranstaltungen im Plan, wie Mundart- oder Musikabende“, so Wozniak.

„Und das alles geschieht im Großen und Ganzen in Privatinitiative?“, fragte Knut Korschewsky mehrfach etwas ungläubig nach. „Ich bin selbst Touristiker und bemängele immer wieder, dass es unserer Region vor allem an Touristen mit einer längeren Verweildauer fehlt. Zudem haben wir ja hier auch kaum Häuser bzw. Möglichkeiten, eine ganze Busladung unterzukriegen.  Die Touristen kommen nach Sonneberg, gehen ins Spielzeugmuseum und dann? Ihre Initiativen bereichern doch das Angebot um ein Vielfaches. Kultur ist und bleibt nunmal ein Wirtschaftsfaktor, den man meines Erachtens nach in der Region noch zu sehr unterschätzt“, honorierte der sport-und tourismuspolitische Sprecher der Landtagsfraktion der Linken das Engagement der Wozniaks. Er gab aber ebenso unumwunden zu, dass es ihn gerade deshalb sehr wundere, dass die Stadt bisher kaum Wert auf eine intensive Zusammenarbeit legte. „Sie sind also sozusagen auf sich allein gestellt mit den Dingen, die sie anbieten. Es findet so gut wie keine Zusammenarbeit mit der Stadt Sonneberg statt. Sie beleben mit ihrem Tun die in Vergessenheit geratene Altstadt“, fasste Korschewsky abschließend zusammen und erntete dafür die volle Zustimmung der Wozniaks.

Teil 2 des Tages verbrachte der Landtagsabgeordnete in der Villa Amalie, mit der die beiden Stadtführer ein enges Miteinander pflegen. Im Beisein von Dr. Joachim Schede und Rainer Korn stellte Birgit Pfüller die umfangreichen Angebote der Einrichtung in der Sonneberger Kirchstraße vor. „Wir bieten den Bürgerinnen und Bürgern jeden Tag diverse Unterhaltung und Beschäftigung an, für alle Altersgruppen. Das geht von der Krabbelgruppe über Computerkurse von jung für alt, Sprachangebote und Bürgerstunde bis zu Koch- und Gesangstreffen“, verriet die Mitarbeiterin des Hauses. Zudem verwies sie u.a. auf eine bestehende Kooperation mit der Bürgerschule, der weitere Bildunsgeinrichtungen folgen sollen. Nicht zu vergessen die beliebte Spielzeugschauwerkstatt, in der Kinder und Jugendliche lernen können, wie man Spielzeug macht, Puppen modelliert und dabei eigene handwerkliche Fähigkeiten entdeckt und vertieft werden. „Das Thema Spielen stärkt die Beziehungen aller Mitglieder der Familie zueinander und fördert zugleich die Wahrnehmung eigener Grenzen und Möglichkeiten. Viele Besucher zeigen sich erstaunt, was man beim Spielen alles lernen kann“, warb Pfüller für einen kreativen Abstecher in die Villa Amalie, etwa nach einem Besuch des nebenan befindlichen Spielzeugmuseums.

„Ihre Angebote sind auf ein soziales Miteinander der Generationen ausgelegt“, freute sich Knut Korschewsky nach einem abschließenden Rundgang durch das Haus. „In unserer Gesellschaft wird immer wieder der Ruf laut nach sozialer Kompetenz. Aber wer sorgt für die Grundlagen? Ich bin sehr erfreut, dass in diesem Haus genau in dieser Richtung gearbeitet wird. Das ist eine wichtige Stütze und ein lobenswertes Angebot für die Stadt Sonneberg“, so Korschewsky.

Text und Fotos: SUW

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