Bleßberghöhle - Stellungnahme zu Information im Freien Wort

Michael Gerstenberger, MdL und Astrid Nerlich

Zu der Information im Freien Wort am Mittwoch, dem 19.11.2008 äußern sich Michael Gerstenberger, MdL und Astrid Nerlich, Mitglied des Kreistages Sonneberg

Zu der Information im Freien Wort am Mittwoch, dem 19.11.2008 äußern sich Michael Gerstenberger, MdL und Astrid Nerlich, Mitglied des Kreistages Sonneberg:

Mit einer Mischung aus Bestürzung, Wut und Empörung müssen wir die neuerlichen Entscheidungen der DB im Umgang mit der Bleßberghöhle zur Kenntnis nehmen.

Kurzfristig wurde durch die Bahn zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen und was dort zu hören war, setzte zum wiederholten Mal die Zusicherungen, die den Höhlenforschern gemacht worden waren, außer Kraft. Anmaßend und selbstherrlich werden Entscheidungen getroffen und verkündet, werden vollendete Tatsachen geschaffen, ohne vorher einen öffentlichen Diskurs mit den Menschen über den Erhalt einer Karsthöhle zu führen, in deren Heimat eine solch märchenhaftes Kleinod entdeckt wurde. Nur die Höhlenforscher ziehen seit Woche durch den Landkreis und vermitteln durch ihre Bilder einen Eindruck von der Schönheit dieses Naturwunders. Der Zulauf zu den Veranstaltungen ist Beweis genug, dass die Bürger unserer Region fasziniert und begeistert sind.

Warum läuft alles unter dem Siegel der Verschwiegenheit? Warum nimmt die Bahn nicht öffentlich Stellung zu ihren Problemen mit der Höhle? Wir können uns jedenfalls nicht erinnern, dass dieses Thema durch die Bahn auch nur ansatzweise angesprochen wurde, weder im Landtag noch im Kreistag. Bürger und regionale Abgeordnete werden ausgegrenzt. Die Chefetage der DB maßt sich an, selbstherrlich über etwas zu entscheiden, was zum Reichtum und zur Schönheit unserer engeren Heimat gehört. So benahmen sich einst die Fürsten!

Und nun soll also der Ostteil der Höhle für immer verschlossen werden, zuvor erhalten gnädigerweise die Höhlenforscher als Almosen eine letzte Chance von zwei Tagen, um in der Höhle arbeiten zu können. Bei dieser Entscheidung können wir uns nicht mehr des Eindrucks erwehren: den Verantwortlichen der DB ist jegliche Ehrfurcht und jeglicher Respekt vor der Natur und vor jahrmillionenalten geologischen Prozessen abhanden gekommen. Hier zählen nur Geld, Kosten und ein Zeitplan. Was maßt sich der Mensch gegenüber der Natur als unserer Lebensgrundlage noch alles an! Eigentlich sollten wir Natur beschützen anstatt sie im großen Stil zu zerstören! Und Zerstörung gibt es durch die Trassenführung für den ICE ohnehin in übergroßem Umfang. Eine Zerstörung für ein Projekt, von dem noch keiner so genau weiß, ob es jemals so richtig in Betrieb geht.

Und etwas anderes ist doch sehr verwunderlich. Im Frühsommer trafen wir uns im Abgeordnetenbüro von Tilo Kummer/DIE LINKE, dem Vorsitzender des Umweltausschusses im Thüringer Landtag mit Herrn Fohlert vom Thüringer Höhlenverein, Frau Beate Meißner, MdL, Herrn Zehner und Herrn Schmitz, um uns zu beraten, wie wir gemeinsam um den Erhalt der Höhle kämpfen können.
Es ist unbestritten: Bemühungen zum Erhalt der Höhle gab es seit dieser Zeit von allen Seiten.
Eingeladen zum Vor-Ort-Termin am Dienstag dieser Woche waren aber nur Abgeordnete mit dem Parteibuch der CDU. Warum redet man nicht auch mit uns? Es ist schon bezeichnend für das Demokratieverständnis, wenn man Abgeordnete der Opposition einfach ignoriert und ausgrenzt. Oder verkommt die Bleßberghöhle nun auch noch zum Wahlkampfthema der CDU? Das dürfte wohl nicht in unser aller Interesse sein.

Wie wahr, wenn Albert Schweitzer feststellte: "Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen."